Gib nicht auf, warte und hoffe

Wenn wir an Menschen der Bibel denken, stellt unser Gehirn gleich eine Verbindung her.
• Abraham – Mann des Glaubens
• Mose – qualifizierter Führer
• Paulus – Kenner der Schriften
• Johannes – Mann der Liebe
• Simeon – der Mann des Wartens
Über jede der Personen könnte man sehr viel sagen, doch heute möchte ich zunächst auf Simeon eingehen.
Wir wissen nicht sehr viel von ihm, doch das, was wir wissen fasziniert uns.
„Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm.“   Lk. 2, 25
In den verschiedensten Bibelübersetzungen habe ich mal nachgeschaut, wie in diesem Vers Simeon beschrieben wird.
Wenn ich alle Bibelübersetzungen zusammen nehme, kommen folgende Eigenschaften zum Tragen:
• Fromm
• Gottesfürchtig
• Lebte nach Gottes Willen (Gehorsam)
• Hatte Ehrfurcht vor Gott
• Rechtschaffen
Zwei Eigenschaften kommen in allen Bibeln vor, ich habe mir 7 verschiedene Bibeln angeschaut.
• Er war erfüllt vom Heiligen Geist
• Er wartete (wie „Neues Leben“ sagt: wartete sehnsüchtig)
Simeon hatte ein klares Ziel, er wollte warten, d.h. solange leben, bis Jesus als Kind – der später zum Retter für die Menschheit wurde, gekommen ist.
Simeon ist für uns ein Symbol und ein Vorbild, was warten angeht.
Wir warten auch auf Jesus Christus, jetzt nicht als Kind in der Grippe, sondern als wiederkommender Herr, als derjenige, der uns nach Hause bringt.
Ich möchte den Gesamttext, der von Simeon handelt vorlesen.
„In Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und gottesfürchtig. Simeon war vom Heiligen Geist erfüllt und wartete sehnsüchtig auf die Ankunft des Christus, der Israel Trost und Rettung bringen sollte.
Der Heilige Geist hatte ihm offenbart, dass er nicht sterben würde, bevor er den vom Herrn gesandten Christus gesehen hätte.
An diesem Tag führte der Heilige Geist ihn in den Tempel. Als Maria und Josef kamen, um das Kind dem Herrn zu weihen, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist,
war Simeon dort. Er nahm das Kind auf seine Arme und lobte Gott und sagte:
»Herr, nun kann ich in Frieden sterben! Wie du es mir versprochen hast,
habe ich den Retter gesehen,
den du allen Menschen geschenkt hast.
Er ist ein Licht, das den Völkern Gott offenbaren wird, und er ist die Herrlichkeit deines Volkes Israel!«
Josef und Maria staunten, als sie hörten, was Simeon über Jesus sagte.
Simeon aber segnete sie und sagte zu Maria: »Dieses Kind wird von vielen in Israel abgelehnt werden, und das wird ihren Untergang bedeuten. Für viele andere Menschen aber wird er die höchste Freude sein.
Auf diese Weise wird an den Tag kommen, was viele im Innersten bewegt. Doch auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen.« „   Lk. 2, 25 – 35
Keine Ahnung, wie man sich diesen älteren Herrn vorzustellen hat.
• Wie hat er ausgesehn?
• Was waren seine Aufgaben?
• War er allen oder verheiratet?
Auskunft gibt uns die Bibel nicht, doch das was das wichtigste des Simeon ist, erfahren wir in diesem 25. Vers.
• Er wartet auf den Trost Israels (Luther)
• Er wartete sehnsüchtig auf die Ankunft des Christus, der Israel Trost und Rettung bringen sollte. (Neues Leben)
• Er wartete auf die Hilfe für Israel. (Neue Genfer Übersetzung)
Wie schlimm oder wie grausam kann warten sein.
Wie viel Zeit vergeudet man mit warten.
Welch eine Spannung muss wohl in Simeon gewesen sein, dass er Tag um Tag, Woche um Woche, vielleicht Monat um Monat wartete.
Simeon ist ein Mann voller Erwartungen, ein Mann mit offenen Augen, der Ausschau hält nach dem, der kommen wird, um Israel zu retten.
Es ist schon unglaublich, was sich Simeon vorgenommen hat.
Er weiß ja gar nicht, wie dieses Baby aussehen wird.
Er weiß nicht, wer die Eltern sind.
Vielleicht gab es den einen und den anderen, der ihn auslachte?
„ Alter Mann, stehst du wieder da und wartest auf etwas, was du gar nicht zuordnen kannst?“
Woher willst du wissen, wie er aussieht, wer er ist?
Da gibt es einen sehr deutlichen Hinweis: Vers 26:
Der Heilige Geist hatte ihm offenbart, dass er nicht sterben würde, bevor er den vom Herrn gesandten Christus gesehen hätte.
Für Simeon gibt es keinen Zweifel, er wird den Retter erkennen, der Heilige Geist wird ihn leiten.
Simeon wartete zielorientiert.
Er wartete geduldig und wachsam.
Ruhig und erwartungsvoll, mit offenen Augen und ausgestreckten Armen.
Er suchte in der Menge nach dem richtigen Gesicht und hoffte, dass an diesem Tag das richtige Gesicht auftaucht.
Das war der Lebensstil von Simeon.
Wie steht es um uns?
Wurde uns nicht, wie Simeon, vom Kommen Christi berichtet?
Sind wir nicht, wie Simeon, Erben eines Versprechens?
Werden wir nicht vom selben Geist geleitet?
Sehnen wir uns nicht nach demselben Gesicht?
Simeon schärft uns ein, zielorientiert zu warten.
Geduldig wachsam.
Aber nicht so geduldig, dass wir unsere Wachsamkeit verlieren.
Und nicht so wachsam, dass wir unsere Geduld verlieren.
Simeon werden wir jetzt verlassen, er ist uns Symbol für warten.
In der Predigtüberschrift deute ich schon an, dass ich heute auch über das hoffen reden möchte.
Die Überschrift lautet: „Gib nicht auf, warte und hoffe“
Während des Erdbebens in Armenien im Jahre 1989 wurde das Land innerhalb von nur vier Minuten dem Erdboden gleichgemacht; 30.000 Menschen kamen ums Leben.
Kaum hatten die tödlichen Erdstöße aufgehört, eilte ein Vater zu einer Grundschule, um seinen Sohn zu retten.
Als er ankam, sah er, dass das Gebäude in Trümmern lag.
Als er auf die Stein- und Schuttberge sah, erinnerte er sich an ein Versprechen, das er seinem Kind gegeben hatte: „Egal was passiert, ich bin immer für dich da.“
Von seinem eigenen Versprechen angetrieben, suchte er die Stelle, an der etwa das Klassenzimmer seines Sohnes lag, und begann, die Steine wegzuräumen.
Andere Eltern kamen und weinten um ihre Kinder.
„Es ist zu spät“, riefen sie dem Mann zu.
„Du weißt, dass sie tot sind.
Du kannst nicht helfen.“
Sogar ein Polizist riet ihm, aufzugeben.
Doch der Vater hörte nicht auf sie.
8 Stunden, dann 16, dann 32, 36 Stunden lang grub er.
Seine Hände waren wund, seine Kräfte aufgezehrt, aber er weigerte sich aufzuhören.
Schließlich, nach 38 aufreibenden Stunden, schob er einen Steinbrocken beiseite und hörte die Stimme seines Sohnes.
Er rief den Namen des Jungen: „Arman, Arman!“
Und eine Stimme antwortete ihm: „Papa, ich bin´s!“
Dann fügte der Junge die unschätzbar wertvollen Worte hinzu: „Ich sagte den anderen Kindern, sie sollten sich keine Sorgen machen.
Ich sagte ihnen, wenn du lebst, würdest du mich retten, und wenn du mich rettest, würden sie auch gerettet werden.
Weil du mir versprochen hast: „Egal was passiert, ich bin immer für dich da.“
Gott hat uns das gleiche Versprechen gegeben.
„Ich werde zurückkommen…“ sicherte er uns zu.
Ja, Felsen werden einstürzen und die Erde wird beben.
Es wird Naturkatastrophen geben, Börsenkrache, wirtschaftliche Nöte und der gleichen.
Aber ein Kind Gottes braucht keine Angst haben, der Vater hat versprochen wieder zu kommen.
Meine lieben Freunde, wagen wir es diesem Versprechen Glauben zu schenken?
Vielleicht gibt es in uns eine Stimme, die uns immer wieder sagt, ach, ob er überhaupt kommt?
Und wenn schon, wann wird denn das sein?
Du hast noch so viel Zeit, genieße mal dein Leben so richtig, irgendwann kannst du immer noch hoffen.
Vielleicht zweifeln wir?
Woher können wir die Gewissheit nehmen, dass er kommen wird?
Ganz einfach, er hat es bewiesen.
Damals warteten kaum Menschen auf ihn, doch als die Zeit erfüllt war, da kam er.
Kurz zu Simeon, er wartete, er gab nicht auf und wurde reich belohnt.
Alle Lebensstationen Jesu können wir durchgehen, sie sind stets ein Beleg für seine Genauigkeit und Treue uns gegenüber.
Viele Menschen waren davon überzeugt, wenn er erst mal im Grab liegt, dann werden wir diesen Christus los.
Nein, er liegt nicht im Grab, er ist auferstanden.
Er lebt nicht auf dieser Erde, er fuhr gen Himmel.
Er ist im Himmel, er ist Gott, er vertritt uns als unser Hohepriester.
Alles, was er zusagte hielt er auch.
Können wir diesem Versprechen Jesu Glauben schenken?
Ist die Auferstehung Realität?
Sind die Behauptungen des leeren Grabes wahr?
Das ist nicht nur eine gute Frage, es ist die Frage!
Paulus schrieb dazu in 1.Kor. 15, 17 – 19:
„Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“    1.Kor. 15, 17 – 19

Mit anderen Worten:
Wenn Christus auferweckt wurde, dann werden seine Jünger auch auferweckt werden; wenn nicht, dann sind seine Jünger Trottel.
Die Auferstehung ist also der Eckstein des christlichen Glaubens.
Wenn der Eckstein stabil ist, steht das Gebäude sicher.
Wenn man ihn herausbricht, stürzt das Gebäude ein.
Meine lieben Glaubensgeschwister und Freunde, gebt niemals auf, wartet und hofft, es lohnt sich.
Vorgelebt haben es ein Simeon und unzählige seitdem, die uns Vorbilder und Leuchten des Glaubens sind.
Ein Dorfschullehrer feiert Jubiläum.
Vierzig Jahre ist er im Dienst.
Der Schulrat und der Rektor, der Bürgermeister und der Pfarrer, die Kollegen und Freunde werden eingeladen.
Es gibt ein wunderbares kaltes Buffet.
Lange Lobreden schließen sich an.
Zum Schluss ergreift der Lehrer selbst das Wort, bedankt sich herzlich und erzählt ein wenig aus den vierzig Jahren.
Launiges aus dem Schulalltag, Humoriges von manchen Kollegen und dann Nachdenkliches, das niemand wieder vergessen wird.
In den vierzig Jahren sind zehn lange Jahre Kriegsgefangenschaft in Sibirien enthalten.
Schwere Arbeit unter Tage, kaum Nahrung keine Verbindung mit der Frau zu Hause.
Hoffen und Bangen und dann tiefe Verzweiflung und innere Zermürbung.
Selbstmordgedanken kommen auf.
Die letzten Kräfte sind aufgebraucht.
Keine Hoffnung mehr, kein Lebenswille übrig.
Da kommt eines Tages ein junger Mann aus dem Heimatdorf des Lehrers in das Lager.
Als Siebzehnjähriger war er in den letzten Kriegstagen noch in die Schlacht geschickt worden und in russische Gefangenschaft geraten.
Nun trifft er den Lehrer.
Die beiden Männer umarmen sich und mischen ihre Tränen.
Der Jüngere erzählt von zu Hause. „Niemand denkt, dass du noch lebst.
Aber eine wartet auf dich, eine glaubt an dich und deine Wiederkehr, deine Frau wartet mit der ganzen Sehnsucht einer starken Liebe auf dich!”
Mit einem Blick zu seiner Frau hinüber sagt der Lehrer dann: „Diese Gewissheit, dass eine auf mich wartet, an mich glaubt, meine Rückkehr fest erwartet, in Liebe an mich denkt, das gab mir dann die Kraft, durchzuhalten und immer wieder gegen alle Verzweiflung zu hoffen, bis sich die Hoffnung erfüllte und wir uns nach zehn Jahren endlich wiedersahen.”
Auch wir werden Situationen erleben, wo wir nichts mehr zu erwarten haben.
Dann müssen wir daran denken, dass wir in Liebe erwartet werden.
Jesus am Thron Gottes wartet auf uns, er glaubt an uns, rechnet mit uns, freut sich auf uns.
Er wartet mit der Sehnsucht einer vollkommenen Liebe auf uns. Das ist unsere Hoffnung gegen alle Resignation und Schwäche.
Wieder einmal eine Textaussage, die ich in letzter Zeit öfter gebrauche.
Ich gebrauche sie, weil in dieser Aussage so viel Kraft, Segen, Freude und Hoffnung steckt.
„Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“   Johannes 14,3

Dieses große Ereignis wird über uns hereinbrechen, schnell unerwartet.
Es wird ein ganz normaler Tag sein, wenn unser Herr kommt.
• Kinder gehen zur Schule,
• die Hektik auf den Straßen wird man spüren,
• die Hausfrauen haben ihren gewöhnlichen Alltag vor sich.
Und doch wird dieser Tag ganz anders sein.
Vielleicht wird es sein, wie an jenem 26.Dezember 2004.
Die Touristen in Thailand rieben sich mit Sonnencreme ein, spielten Beachball, völlig nichtsahnend, dass sich eine von einem Tsunami angepeitschte Welle mit der Geschwindigkeit eines Düsenflugzeuges auf sie zubewegte.
Das Kommen Christi wird ähnlich unerwartet sein.
Die meisten Menschen werden selbstvergessen etwas tun, zum Beispiel am Strand spielen.
Doch diese Welle damals, im Jahr 2004 zerstörte in Thailand das normale Leben, sie veränderte Situationen und Urlaubshöhepunkte.
Wenn Jesus wieder kommt, dann wird dieses Kommen plötzlich und unerwartete sein und nichts wird mehr sein, wie es vorher war.
Es gibt nur einen einzigen Wunsch für mich, ich möchte dabei sein, bei der Namensliste, die dann aufgerufen wird.
Sollte das nicht unser aller Wunsch sein?
Herr Jesus erneuere mich, denn ich darf dann nicht fehlen.
Erneuere uns alle, denn wir alle wollen dabei sein.
Amen

Mit freundlicher Genehmigung von Harald Wöhner